Virtuelles Cockpit, reales Lenkrad

Virtuelles Cockpit, reales Lenkrad

Es gibt einen Spruch, den meinen Frau auch ab und zu vom Stapel lässt: “Jungs werden Sieben. Danach wachsen sie nur noch”. Stimmt nicht ganz, unsere Spielzeuge brauchen mehr Strom als die der Siebenjährigen. 😆 Wie in vielen anderen Haushalten steht hier auch eine Playstation 5 rum. Die wollte allerdings nicht K1, sondern ich. Ich bin ein großer Freund von Open World-Spielen (keine Angst, gleich geht’s um das Lenkrad!) und habe sowohl “Horizon: Zero Dawn” als auch “Horizon: Forbidden West” mit den jeweiligen DLC-Paketen mehr als einmal durchgespielt und kann bestätigen, dass sich die PS5 nur für diesen beiden Spiele rechnet. Ich bin aber auch schon immer begeistert von Autorennspielen. Beginnend bei den seligen Zeiten des Atari 800XL und “Rallye Speedway” (1983!), das bereits damals einen Track-Editor mitbrachte über “Need for Speed: Porsche Unleashed” bis zu heute eben “Gran Turismo 7” auf der PS5.

War das 8Bit Spritegeschubse damals eher reiner Spaß (“Icy Roads” for the win), hatte ich um 2000 rum für Need for Speed auf dem PC damals längere Zeit auf ein brauchbares Lenkrad, Pedale und eine Schaltkulisse gespart. Mit heutiger Technik ist das Setup von damals natürlich nicht mehr zu vergleichen, aber so ließ sich die Begeisterung für den Rennsport ausleben, ohne sinnlos CO2 in die Luft zu pusten oder die Luft mit Feinstaub vom Reifenabrieb zu versauen. Abgesehen davon ist eine eventuelle “Kaltverformung” auch wesentlich ungefährlicher als im realen Leben. Als ich auf der Playstation das erste Mal GT7 startete, war ich “hin und weg”. OK, das ist kein pures Sim-Racing wie beispielsweise bei “Assetto Corsa Competizione”, aber noch genügend Realismus, um eben kein Arcade-Racing zu sein (böse Zungen nennen das Ergebnis “Simcade” 😎).

Eines meiner Autos bei G/

Das Ding macht Spaß! Auch nur mit dem Controller.Vor allem in engeren Kurven wird es mit dem Controller aber schwer und will man auch noch manuell schalten und nicht auf die Automatik vertrauen, dann ist die Physiotherapie für die Hand vorprogrammiert. Also war der Wunsch zum runden Geburtstag ein kleiner Zuschuss zu einem Lenkrad und einem Pedalset. Beim Lenkrad gab es schon vor 20 Jahren Force Feedback, allerdings über ein Zahnriemensystem und immer mit einer gewissen Latenz. Heutige aktuelle Force Feedback-Lenkräder sind sog. “direct drive"-Modelle, bei denen ein starker Elektromotor als Direktantrieb hinter dem Lenkrad sitzt. Dieses System reagiert nahezu latenzfrei und im Highend-Bereich mit Lenkkräften, die denen echter Fahrzeuge entsprechen. Kein Vergleich also mit meinem alten Equipment von kurz nach 2000. Für die PS gibt es ein schönes Bundle, das einen guten Einstieg bietet und das ich mir ausgesucht habe.

Fanatec DD Pro Lenkrad und Pedale

Montieren lässt sich der Motor und das Lenkrad (der Motorantrieb und die Elektronik) mit Hilfe einer Tischklemme auch einem (stabilen!) Tisch, die auftretenden Kräfte sind auch bei einer Version mit “nur” 8 nm Drehmoment beachtlich. Dann müssen die Pedale irgendwo untergebracht werden, ohne weg zu rutschen und der Kabelsalat macht auf dem Wohnzimmertisch auch keine gute Figur. 😉

Die Lösung hierfür nennt sich “Wheelstand” und ist im Prinzip je nach Ausführung entweder ein kleiner Metallständer mit einem Zentralrohr, auf den das Lenkrad und unten die Pedale montiert werden oder ein deutlich wuchtigeres Metallgestell, für das es auch Zusatzteile von der Handbremshalterung über Monitorbefestigung bis zu verstellbaren Pedalplatten gibt. Nach ein paar Testkilometern stand schnell fest, dass ich den ganzen Aufbau gerne einmal machen möchte, das Ding stabil sein muss und ich eine klappbare Version zum leichten Verstauen bevorzuge. Nach einigen Recherchen und Fragen wurde ich bei “Next Level Racing” fündig und so standen nach einigen Tagen Warten zwei größere Pakete in der Wohnung.

Die beiden “Wunschpakete”

Für das Cockpitskelett war Hardwarearbeit angesagt. Next Level Racing macht hier einen guten Eindruck, alles war sauber verpackt, es gibt eine Anleitung und Werkzeug mit Schrauben wie bei einem großen schwedischen Möbelhaus (stimmt nicht ganz, die Schrauben hier machen einen deutlich besseren Eindruck!) und nach etwa einer Stunde war alles fertig.

Die Einzelteile vor dem Zusammenbau

Dieser Aufbau hat gegenüber der Tischmethode auch noch einen anderen Vorteil. Bereits die Wheelbase, also der Elektromotor und das Netzteil wiegen über 10kg! Mit Lenkrad also knapp 12kg, die bei entsprechendem Drehmoment auch sicher befestigt sein wollen. Der Wheelstand packt das locker, denn insgesamt bringt die Konstruktion stolze 22 Kilogramm auf die Waage. Da wackelt nichts nach dem Aufbauen und Schrauben festziehen!

Der fertige Wheelstand

Nach dem Spielen wird das USB-Kabel an das Playstation abgesteckt, der Netzstecker der Wheelbase gezogen und das komplette Metallgestell nach dem Lösen von zwei Schraubgriffen zusammengeklappt. Die Pedalplattform klappt dabei hoch und wird ebenfalls mit einem Schraubgriff gesichert. So lässt sich das komplette Equipment auf einer Breite von etwa 30cm verstauen. Sofern einigermaßen gute Armmuskeln vorhanden sind, denn alles zusammen wiegt eben auch über 32 kg. Stabilität bedeutet Gewicht! Allerdings ist beim Fahren auch alles super, da wackelt nichts und da rutscht nichts.

In zusammengeklapptem Zustand

Fazit nach einer Woche “Rennbetrieb mit Lenkrad und Pedalen”: 👍🏽🤩 – 1A und kein vergleich zu einem Controller. Denn jetzt ist manuelles Schalten kein Problem mehr, die Schaltwippen am Lenkrad machen das wie in einem Sportwagen leicht und wer will kann immer noch einen Schalthebel mit variabler Schaltkulisse neben das Lenkrad bauen, die Teile dafür sind beim Wheelstand schon enthalten. Für die Hände ist das ebenfalls viel entspannter. Die ersten Tage waren allerdings Lernarbeit: mit dem Force Feedback zurecht kommen, dass es beim Controller nicht gibt (jetzt spüre ich jeden Rempler und die Curbs) und vor allem wieder Schalten lernen (mit dem Controller macht zumindest mir Automatik mehr Spaß).

Die nächsten Rennen können kommen!

Das Lenkrad ist einsatzbereit

Share Kommentieren
X

Ich habe einen Kommentar zum Artikel

Sie können die Kommentarfunktion ohne die Speicherung personenbezogener Daten nutzen. Schreiben Sie Ihren Kommentar und klicken Sie auf "Abschicken", der Versand erfolgt per Mail von meinem Auftritt aus an mich zur Prüfung. Dieser Versand und die Übertragung Ihres Kommentars ist zur Erfüllung der von Ihnen mit dem Klick auf "Abschicken" ersichtlichen Absicht technisch notwendig und bedarf keiner weiteren Einwilligung.

Wichtiger Hinweis: Sie haben keinen Anspruch auf die Veröffentlichung Ihres Kommentars. Jeder hier eingegebene Kommentar wird zuerst geprüft. Ich behalte mir die Entscheidung vor, welche Kommentare ich als Ergänzung an den Artikel anfüge.