KI frisst Klimaziele

KI frisst Klimaziele auf

Microsoft hatte sich 2020 das Ziel gesetzt, bis zum Ende der Dekade „carbon-neutral“ zu werden, also nichts mehr zur CO2-Belastung beizutragen. Die aktuellen Werte zeigen ein anderes Bild. Während die direkten und die energiebezogenen Emissionen von Microsoft selbst im letzten Jahr gegenüber 2020 um 6.3% gesunken sind, stiegen die indirekten Emissionen um etwa 30% an. Die Grafik zeigt die deutliche Abweichung vom ursprünglichen Ziel.

Grafik der CO2-Planung von Microsoft

Basis der Daten ist der „2024 Environmental Sustainability Report“ von Microsoft (https://blogs.microsoft.com/on-the-issues/2024/05/15/microsoft-environmental-sustainability-report-2024/).

Hauptgrund für die Steigerung der indirekten Emissionen ist der Bau weiterer neuer Rechenzentren für den Betrieb von KI-Systemen, die nicht nur enorme Mengen Energie, sondern auch an Rohstoffen wie Stahl, Zement und Halbleitern erfordern, die alle sehr CO2-intensiv in der Herstellung sind.

Problematisch in diesem Zusammenhang ist die Aussage von Microsoft President Brad Smith, „dass das Gute, das KI für die Welt tun kann, den Schaden für die Umwelt überwiegen wird“ (Quelle: https://www.bloomberg.com/news/articles/2024-05-15/microsoft-s-ai-investment-imperils-climate-goal-as-emissions-jump-30). Damit wird ein konkreter Nachteil für die globale Welt gegen ein zukünftiges Heilsversprechen aufgewogen, nicht das erste Mal im aktuellen KI-Hype. Um die große Steigerung der Emissionen zu bekämpfen, gab Microsoft am Mittwoch, den 15. Mai in einer Stellungnahme bekannt, dass „certain high volume suppliers“ (eine nicht näher definierte Gruppe von Lieferanten, die einen großen Anteil bei Microsoft haben) verpflichtet werden sollen, bis 2030 100% CO2-neutralen Strom bei der Bereitstellung von Waren und Dienstleistungen zu verwenden (Quelle: https://www.irishtimes.com/business/2024/05/16/microsofts-emissions-jump-almost-30-as-it-races-to-meet-ai-demand/).

Eine weitere Wette auf die Zukunft ist der Abschluss einer Vereinbarung mit Helion Energy, einem Unternehmen, dass bis 2028 Energie aus Kernfusion an Microsoft liefern will. Kernfusion ist die saubere Energiequelle, die seit 50 Jahren immer in 5-15 Jahren produktionsreif und einsatzbereit ist. Der größte Erfolg von Helion Energy war 2021 das Erreichen einer Plasmatemperatur von 100 Millionen Kelvin. Das ist in etwa die Hälfte der optimalen Temperatur für das Plasma in einen Fusionsreaktor. Interessanterweise hat Helion Energy bis jetzt ca. 570 Millionen Dollar an Kapital eingesammelt, davon allein 375 Millionen Dollar von Sam Altman, dem OpenAI-Chef im Jahr 2021. Da verbinden sich zwei Zukunftssehnsüchte, um vielleicht in der Zukunft ein Problem zu lösen, dass diese Unternehmen jetzt aktuell in der Welt mitverursachen (Quelle: https://www.reuters.com/technology/microsoft-buy-power-nuclear-fusion-company-helion-2023-05-10/).

Die Vorliebe für Atomkerne liegt tief in Microsofts DNA, denn bereits Bill Gates war davon überzeugt, das Konzept eines besseren und sichereren Kernreaktors zu unterstützen, als er den Laufwellenreaktor und damit das Unternehmen TerraPower mitfinanzierte (https://en.wikipedia.org/wiki/TerraPower). Ein funktionsfähiger Reaktor kam bis heute nicht zustande. Vielleicht wäre es deutlich sinnvoller, statt Kernfusion das Prinzip „Fernfusion“ zu nutzen (es gibt einen seit langem funktionierenden Fusionsreaktor im Sonnensystem) und einfach entsprechende Photovoltaik- und Speicherkapazitäten aufzubauen. Die Finanzierung von Forschung an CO2-ärmerer Zementproduktion und der kritischen Bewertung des Energiebedarfs von KI-Rechenzentren im Vergleich zum tatsächlichen Nutzen würde sich als alternative Investition anbieten.

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