Fünf Dinge...

Fünf Dinge

Ich weiß nicht mehr, wo ich diese Idee gelesen habe (war irgendein Podcast IIRC), aber das fand ich eine wirklich gute Idee und flexibel genug für eine Blogparade.

Five things you‘re excited about.
five things you‘ve changed your mind on in the past years.
five things that are absurd or ridiculous.

Ich habe mir ja vorgenommen, dieses Jahr wieder mehr zu bloggen als diese verschämten 7 (sieben! 🙈) Artikel aus dem letzten Jahr. Also fange ich gleich mal damit an.

Fünf Dinge, die mich wirklich begeistern

  1. Fotografie
    Malen mit Licht” fasziniert mich, seitdem mir mein Papa damals eine Porst 126 in die Hand drückte. Später durfte ich dan seine Spiegelreflex ausleihen und in der Schulzeit war ich begeistertes Mitglied der Foto AG und habe sowohl Schwarz/Weiß- als auch Farbentwicklung “zu Fuß” (mit Bädern und ohne Fotoprozessor) gelernt. Anfang der 2000er dann der Umstieg auf digitale Kameras, aber ich habe immer noch eine analoge Canon SLR und eine Agfa Bobby für Rollfilm. Seit 45 Jahren versuche ich also, Fotografieren zu lernen (wer ein paar sehr interessante Gedanken dazu lesen möchte, dem empfehle ich das Buch von David duChemin). Wer ein paar Bilder sehen möchte: hier entlang oder hier entlang.

  2. Das Fediverse
    Ich fühle mich im Fediverse ziemlich wohl bin, nachdem ich meine Zelte bei X nach der Übernahme durch Elon Musk endgültig abgebrochen habe. Mehr dazu findet ihr hier https://www.arminhanisch.de/2022/11/addio-twitter/
    Es gibt auf der Basis eines gemeinsamen Protokolls viele verschiedene Dienste von Microblogging (bei mir mit Mastodon), Bilderblogs (á la Insta, bei mir per PixelFed) oder Videoplattformen (Peertube) auch Applikationen, die längere Beiträge erlauben, Büchernetzwerke, Nachrichtenfeeds ähnlich Reddit und so weiter. Das Faszinierende: die können alle miteinander “sprechen” und ich kann meine Fotoposts auf PixelFed per Mastodon kommentieren, weiter verteilen oder auf längere Texte wie z.B die eines Friendica-Nutzers antworten. Und das alles dezentral verteilt und ohne einen Algorithmus, der versucht, mir vorzuschreiben, was in meiner Timeline erscheint.

  3. Verhaltensänderungen
    Wir haben seit Ende 2021 einen kleinen Hund. Nach jahrelangem Lobbying, von dem gestandene Politiker noch was lernen könnten inklusive mehrerer professioneller Präsentationen über die Vorteile eines vierbeinigen Familienmitglieds hatte uns unsere Tochter schließlich so weit. Was bei einer Frau, die an einer Hundephobie litt, keine leichte Entscheidung ist (wir hatten und natürlich vorher nach möglichen Ausweichquartieren und Ersatzhaltern erkundigt). Als die kleine Fellnase mit 11 Wochen ankam, geschah etwas Wunderbares. Innerhalb von ein paar Wochen und Monaten knuddelte meine Frau mit dem Hund, ging mit ihm spazieren, war mit in der Hundeschule und bleibt ruhig, wenn andere (bekannte und gut erzogene) Hunde neben uns stehen. Und Chico hängt an meiner Frau und behauptet tapfer seinen Kuschelplatz neben ihr auf der Couch oder zu ihren Füßen. Es ist eine so schöne Erfahrung, die beiden zu sehen.

  4. Checklisten
    Ich habe darüber schon vor 15 Jahren geblogged und bin nach wie vor der Meinung, dass simple Checklisten so viele Projekte in allen möglichen Bereichen vor Problemen bewahrt hätten. Selbst erlebt habe ich das im Beruf erst wieder im späten Frühjahr des letzten Jahres, als mein Arbeitgeber, die Bank für Sozialwirtschaft in einem Zweijahresprojekt das komplette Kernbanksystem gewechselt hat. Oft habe ich mehr als eine Augenbraue gehoben, als wir die Checklisten für die Produktivsetzung (wir waren das gelangweilte Team Cutover-Management 😆) gebaut hatten. Über 700 Punkte in einem Minutenfahrplan, der sich über zwei Wochen erstreckte. Nix gegen Apollo, aber dennoch nichts, was noch auf einen Bierdeckel passt. Und wir haben das Ding gerockt, waren überall vor der Zeit fertig und die Bank lief am ersten Tag nach der Umstellung. Also Leute, schreibt Checklisten, das kann Euch den Hintern retten.

  5. Gut gemachte Software
    Ich weiß, wie schwer es ist, Software zu schreiben. Und wenn, wie der selige Niklaus Wirth mal sagte, Debugging der Prozess ist, Fehler aus Programmcode zu entfernen, dann muss Programmieren ja der Prozess sein, der für die Fehler sorgt. 😆 Gute Software, die eine Sache richtig gut macht, ist etwas schönes. Wenn man dann noch den Quellcode dazu lesen kann (weil open source) und der ebenfalls gut geschrieben ist, dann ist das einfach 🤗🤩 – sowas wie ein guter Texteditor, oder das System, das ich zum Bloggen benutze, viele Kommandozeilen-Tools und anderes. Dazu gehört durchaus auch “Retrotech”. Ein solches Beispiel ist Turbo Pascal 3.0 von Borland, dass damals einen Editor, einen Compiler und eine IDE in 39 KiloByte (!!) unterbrachte. Heutige Logos von Entwicklungsumgebungen sind ein Mehrfaches davon groß.

Fünf Dinge, über die ich meine Meinung änderte

  1. E.S.E. Pads
    Ja, ich war ein leidenschaftliche Verfechter großer Siebträger-Maschinen, habe aber meine Meinung im letzten Jahr geändert. Wer mehr dazu lesen möchte, der Artikel ist hier: https://www.arminhanisch.de/2023/10/ese-espressomaschine/ mit einer detaillierten Ausführung zum Thema. Eines meiner (hoffentlich wenigen 🤣) Laster ist der Genuss guten Kaffees in etwas überdurchschnittlichen Mengen (wir hatten letztes Jahr etwa 2200 Espresso-Portionen), da fühle ich mich schon befugt, zum Thema Kaffee eine eigene Meinung zu haben.

  2. Simracing
    Ich bin ein Kind der 70er, aber auch durchaus lernfähig. Aufgrund mangelndem Talent bin ich in einer Familie begnadeter Mechaniker (mein Papa war Versuchsmechaniker und Testfahrer für die Firma Glas) das schwarze Schaf, dass sich seine Semmeln mit Nullen und Einsen und Meilensteinen verdienen muss. 😉 Mit ist allerdings auch klar, dass schnelles Autofahren oder mit verschiedenen Modellen fahren nichts ist, was unter Umweltaspekten noch sinnvoll ist. Dass sich sowas auf öffentlichen Straßen verbietet, versteht sich von selbst. Bis vor ein oder zwei Jahren war ein “Fahrsimulator” aber auch mit Haushaltsmitteln ein Ding der Unmöglichkeit, wenn er halbwegs realistisch sein sollte. Seitdem hier eine Playstation 5 im Haus steht und ich die ersten Runden mit GT7 gedreht habe, ist das anders. Erstens ist die Software super und bietet (ich kenne wahrscheinlich mehr Autos aus eigenem fahren als Ihr denkt) tatsächlich einen realistischen Fahrbetrieb (und ich muss keinen Eintritt für die Nordschleife oder andere Strecken mehr zahlen). Jetzt kommt noch ein brauchbares Lenkrad und Pedale dazu und dann kann ich mit gutem Wissen versuchen, vom globalen Platz 92110 bei Online-Rennen nach vorne zu kommen. 😆

  3. Darmkrebsvorsorge
    Ja, das ist kein Spaß-Thema, auch ich dachte immer, “wenn ich mal alt bin”. Haha, Boomer, Du bist alt! 2008 hieß es noch, wir sehen uns in zehn Jahren wieder. Anfang 2019 dann glücklicherweise nur ein low-grade Adenom, aber ein Termin für Ende 2023 und jetzt laut erster Diagnose nur kleine Polypen entfernt. Lässt man einem Adenom aber jahrelang Zeit, neigen die Dinger dazu bösartig zu werden. Für alle Leser:innen über 50, geht da hin und sogar ich als Leckermaul hab’s überstanden, mal drei Tage wenig bis nix zu essen. Es ist wirklich gut für Euch.

  4. Social Audio (und Podcasts)
    Ok, Ok, Ok … ich hatte Unrecht. Ich war der Meinung dass sich “social audio” stärker durchsetzen würde (wer meinen Enthusiasmus nochmal lesen möchte, kann das hier und hier tun). Wahrscheinlich bin ich geprägt durch meine Vergangenheit mit CB-Funk und als Funkamateur, wo eine Runde von Leuten, die vernünftig miteinander durchaus tiefsinnige Themen diskutierte (ja, auch das gab es, neben ziemlich seltsamem Slang). Dann bleiben wir doch bei Podcasts, die ich furchtbar finde, wenn es kein Transkript dazu gibt. Wozu soll ich die Katze im Sack hören, wenn ich das zeug in zwei Minuten lesen und überfliegen kann, ob sich die zeit lohnt? Podcasts sind echt ein zweischneidiges Schwert. Gut gemacht und mit einem Inhaltsverzeichnis oder einem Transkript und ohne langatmige Selbstbeweihräucherung der Hosts und professionell gesprochen und aufgelockert sind die genial. Wenn das nicht zutrifft, gute Nacht.

  5. Die Lehrerbubble (das “XY-LZ”)
    Oha! Einige Leser:innen ziehen jetzt die Augenbraue hoch, das spüre ich bis hierher. 😉 Was will er denn? Ich meine damit nicht, dass ich das jetzt nicht gut finde, aber wer mir im Fediverse folgt, wird bemerkt haben, dass ich deutlich weniger zu “Schulthemen” schreibe als noch vor einigen Jahren. Das hat natürlich Gründe. Einer davon ist, dass sich Lehrkräfte sehr mit sich selbst und mit Tools für ihren digitalen Workflow oder Software für den Unterricht beschäftigen. Da gibt es dann Fortbildungen zu Mentimeter, Canva, BookCreator, Word (schauder!) und was noch alles. Mit dem, was für Schülerinnen und Schüler relevant ist (Resilienz, Medienkompetenz, Datenschutz, Grundlagen, Konzepte, Datensicherung, Quellenrecherche, Gesellschaft und Digitales, und und und) beschäftigt sich fast niemand. Da sind dann auch die Diskussionen selten. Außerdem höre ich viele Themen und Diskussion jetzt seit 35 Jahren (ja, ernsthaft, ich habe meine erste “Fobi” für Lehrkräfte 1988 gehalten), da wird man einfach müde, weil sich nichts bewegt im Bildungssystem.

Fünf Dinge, die einfach absurd oder lächerlich sind

  1. Hausaufgaben.
    Je mehr ich dazu lesen, umso mehr die Technik fortschreitet, umso schwieriger das häusliche Umfeld für viele Schülerinnen und Schüler wird, umso absurder finde ich das gesamte Konzept Hausaufgaben. Da zu diesem Thema schon mehr geschrieben wurde als Tolstoi zwischen Romandeckel gepackt hat, verzichte ich hier auf eine detaillierte Ausführung und weise einfach nur darauf hin, dass es im 21. Jahrhundert bessere Konzepte gibt als Mathe am Küchentisch zwischen Kochen und Fernsehen. Glücklicherweise ist unsere Tochter jetzt aus der Schule raus und andere sollen sich darüber den Kopf zerbrechen.

  2. Bürokratie und Ineffizienz im Gesundheitswesen.
    Meine Mama musste Ende des letzten Jahres zuerst in die Klinik, dann Kurzzeitpflege, dann Reha und wir mussten einen Platz im betreuten Wohnen organisieren. Die Rückständigkeit, Ineffizienz des Zusammenspiels der einzelnen Akteure und das Kommunikationsverhalten lassen nur einen Schluss zu: Zeitreise funktioniert und wir haben hier massenhaft Leute aus der Zeit sitzen, als Thurn und Taxis noch Papier zwischen Straubing und Holland hin und her kutschierten. Die sind noch nicht mal in den 90ern des letzten Jahrhunderts angekommen, geschweige denn in 2024.

  3. Fast fashion
    Ich habe dieses Modezeug eh nie verstanden, das gestehe ich freimütig. Gib einmal Geld für hochwertige Kleidung aus und habe jahrelang, ja sogar jahrzehntelang bei manchen Teilen Freude daran. Auch bei mir fliegen ein paar T-Shirts mit Motiven rum, die ich aus einer Laune gekauft habe, aber ich habe Kaschmirpullover, die sind 10 Jahre alt und sehen tippi-toppi aus. Ich brauche auch nicht vier Hosen pro Jahr oder sowas. Das ganze Konzept von “fast fashion” ist meiner Meinung nach nichts anderes als eine großartige Masche, unbedarften Jugendlichen Kohle aus der Tasche zu ziehen und riesige Berge an Textilmüll zu produzieren.

  4. Experten für alles (das “80 Millionen Bundestrainer”-Syndrom)
    Fachkräftemangel kann eigentlich gar nicht sein. Wir hatten über 80 Millionen Wirtschaftsfachleute, dann Millionen von Finanzexperten, Millionen von Virologen, Millionen von Klimaexperten und Millionen von Militär-Experten und jetzt Nahost-Experten zu Dutzenden von Millionen. Sobald dann Fragen gestellt werden, ist es meist sehr schnell aus mit Fakten oder die Diskussion gleitet ab, um es mal diplomatisch zu formulieren. Leute, wenn ihr keine Ahnung habt, dann ist das keine Schande, das zuzugehen. Ich habe kürzlich jemand geschrieben, “23 Stunden am Tag bin ich ein Depp, aber eine Stunde hab ich echt gute Ideen oder Ahnung und ich finde das eine überdurchschnittliche Quote”. Wer nicht erklären kann, was PCR ist und wie das funktioniert, sollte sich nicht äußern, wer noch nie mindestens ein paar Wochen im Nahen Osten verbracht hat, sollte sich mit seiner Meinung zu dieser Region zurückhalten. Wenn Du keine Ahnung hast, “pscht” und zuhören oder lesen. Dann wird auch schnell bemerkt, dass manche Dinge nicht so simpel sind, wie sie auf den ersten Blick erscheinen mögen. Alles ist ein rabbit hole, wenn Du Dich genauer damit beschäftigst.

  5. Das Fehlen einer “One for all”-Paketbox
    Warum im Namen des Schutzpatrons der Kartonagen gibt es keine Lösung, auf die sich alle Logistik-Dienstleister einigen können? Wieso muss ich für Paketdienst A 500m in ein Geschäft, für B in eine Filiale und für C wieder in ein anderes Geschäft oder das Ding beim Nachbarn einsammeln (der dann nicht zuhause und zwei Wochen in Urlaub ist)? Ich würde da auch gerne 500m Meter hingehen oder hinradeln! Muss sich der Föderalismus auch bei den Versendern manifestieren? Sogar Apple hat USB-C übernommen, für Toilettenpapier gibt es wahrscheinlich mehr als eine EU-Norm und wir haben tatsächlich in allen Bundesländern die gleichen Verkehrszeichen. Aber eine blöde Blechbox, in der alle Pakete landen, wenn Du nicht zuhause bist, das ist ein Ding der Unmöglichkeit. Es ist zum Verzweifeln.

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