Audio-Equipment für Online-Keynotes

Hört, Hört!!

Bei jeder Live-Veranstaltung sorgen Technik-Profis dafür, dass Bild und Ton bestmöglich zum Publikum gelangen. Auch bei einem Webinar oder einer Online-Keynote sollten Sie diesen Punkt auf keinen Fall außer Acht lassen. Ohne brauchbaren Ton und mit einem schlechten Bild nützt der beste Vortrag nichts, weil er von niemandem gesehen werden wird.

Die Anforderungen an die Hardware sind unterschiedlich, ob Sie ein Webinar aufnehmen, bei dem die vortragende Person vor dem Rechner sitzt oder ob es sich um eine Podiumsveranstaltung handelt. Im ersten Fall kommen mit Sie mit kabelgebundener Übertragung für den Ton aus. Die Nutzung solcher Geräte ist also einfach: sie stecken das Mikrofon an ihren PC oder ihr Tablet und das war’s üblicherweise. Dies gilt für USB ebenso wie für andere Technologien wie beispielsweise den Lightning-Anschluss bei den iOS-Geräten. In der verwendeten Software wird dann nur noch die entsprechende Audioquelle ausgewählt.

Die Welt außerhalb von USB

Im zweiten Fall können Sie Leute nicht an eine 1m lange “USB-Leine” legen. Hier bleibt eigentlich nur die Verwendung von Stativen und Mikrofonen mit Metern an Zuleitung oder drahtlose Mikrofone. Eine Minimal-Alternative wäre bei einem Vortrag ein Mikrofon am Rednerpult. In vielen Fällen möchten Sie aber der Rednerin oder dem Redner etwas Bewegungsfreiheit einräumen oder mehr als ein Mikrofon aktiv haben. Hier reichen die “kleinen” Lösungen wie USB oder Lightning nicht mehr aus, denn in der Tontechnik spricht die Welt XLR1. Dies ist ein Industriestandard für elektrische Steckverbindungen im Audio-Bereich. Egal, ob Verkabelungen auf Bühnen oder Anschlüsse von drahtlosen Mikrofonanlagen, Sie werden in der Welt der Tontechnik und der Mikrofone überall auf diese XLR-Stecker stoßen.

Ein dreipoliger XLR-Stecker

Von XLR nach USB

Hier sieht die Situation so aus: da die Tontechnik analog arbeitet und ein Mikrofon nur einen Tonkanal aufnimmt (für Stereo benötigen Sie zwei Mikrofone), müssen für die Nutzung dieser Hardware folgende Voraussetzungen erfüllt sein:

  • Kondensatormikrofone (die üblicherweise für Aufnahmen benutzt werden) benötigen eine Stromversorgung, um überhaupt zu funktionieren
  • Es wird ein sog. Mikrofon-Vorverstärker benötigt, der aus dem niedrigen Signalpegel des Mikrofons etwas macht, dass der PC verarbeiten kann
  • Das analoge Signal des Mikrofons muss nun in ein digitales für den Computer umgewandelt werden (mit einem Analog/Digital-Wandler, auch “AD-Wandler”)
  • Diese Signale müssen nun über eine Standard-Schnittstelle (USB, Thunderbolt, etc) an den Rechner geliefert werden

Keine Angst, all diese Funktionen stellt ein kleines Stück Hardware bereits, das üblicherweise als “Audio-Interface” bezeichnet wird. Diese werden in allen Preis- und Ausstattungs-Varianten von deutlich unter 100€ bis zu 1000€ angeboten. Wie überall hat man also auch hier die Qual der Wahl. Als kleine Hilfestellung hier die Anforderungen, die mindestens erfüllt sein sollten:

  • Zwei XLR-Mikrofoneingänge (ja, Sie werden diesen zweiten Eingang schnell brauchen, auch wenn Sie jetzt vielleicht nur ein Mikrofon nutzen)
  • Eine Spannungsversorgung für Kondensatormikrofone (“Phantomspeisung” ist hier das Stichwort, oft auch “48V Phantomspannung”)
  • Einen Kopfhörerausgang für das Monitoring
  • Pro Eingang einen Regler für den Ausgangspegel (denken Sie “Lautstärke”)
  • Eine Schnittstelle zum Computer (üblicherweise USB)

Fast alle Audio-Interfaces haben noch einen oder mehrere Line-Eingänge, die von Quellen wie CD-Playern, Camcordern, etc. bespielt werden können. Die ganz billigen Kistchen sollten Sie vergessen, aber um etwa 120€ herum bekommen Sie bei Anbietern bereits brauchbare Angebote mit zwei Eingängen.

Noch ein Hinweis zur Stromversorgung: es mag bequem erscheinen, wenn das Audio-Interface den benötigten Strom vom Host-Computer über USB erhält. In Wirklichkeit häufen sich hier die Probleme, von der Bereitstellung der 48V für die Phantomspeisung über die Akkulaufzeit bis hin zu zu viel Strom, den andere vorhandene USB-Geräte bereits ziehen. Daher ist ein Audio-Interface mit einer eigenen Stromversorgung immer vorzuziehen.

Mischmasch

Jetzt haben Sie also zwei Mikrofone und an dem schicken Audio-Interface sind sogar noch zwei Line-Eingänge. Jetzt sollten alle diese Audioquellen besser auch gegeneinander abgewogen werden können. Stellen Sie sich vor, Sie haben zwei Sprecher und während der eine spricht, wollen Sie nicht das Geräusper des anderen in Ihrer Aufnahme haben. Oder die Hintergrundmusik sollte nicht lauter sein als der Vortrag und und und …

Dafür dient ein Mixer (Mischpult). Da sowas bereits bei der Aufnahme bzw. Produktion sehr nützlich ist, vor allem, wenn die Audiosignale auch gleich bei einem Live-Vortrag über die Boxen laufen sollen, wäre so ein kleines Mischpult schon gut. Hier kommt es jetzt auf das Budget an, denn natürlich gibt es eine riesige Auswahl von Audio-Interfaces, die gleich ein kleines Mischpult integriert haben. Wollen Sie also nur externe und auch professionelle Mikrofone nutzen? Dann reicht das Audio-Interface für den Weg von analog und XLR zu digital und USB/Lightning. Wenn Sie beispielsweise auch Podcasts erstellen, ist ein kombiniertes Audio-Interface mit Mischpult eine sinnvolle Sache.

Ohne Leine

Wenn Sie Live-Veranstaltungen aufzeichnen möchten, um diese später im Internet zu veröffentlichen, kommen Sie um das Thema “Drahtlos-Mikrofone” eigentlich nicht herum. Ein Redner auf der Bühne möchte diese auch nutzen. Bei einem Podium möchten Sie eventuell das Mikrofon herumreichen oder Sie wollen ganz einfach das Kabelgewirr vermeiden. So ein drahtloses Mikrofon (auch Funkmikrofon) ist sowohl als Lavalier-Mikro (Ansteck-Mikrofon) oder als normales Handmikrofon oder als Headset verfügbar wie die kabelgebundenen Varianten auch. Headsets erfreuen sich in letzter Zeit bei Veranstaltungen großer Beliebtheit, weil sich hier das Mikrofon direkt in Mundnähe befindet und die bei Ansteck-Mikrofonen oft vorhandenen Störgeräusche vermieden werden. Im Gegensatz zum Handmikrofon bleiben hier auch die Hände frei.

Wichtig beim Einsatz dieser Technik sind zwei Dinge: das Equipment muss zugelassen sein. Fast alle Mikrofone, die in der EU verkauft werden, abreiten auf Frequenzbereichen und mit Leistungen, die anmelde- und genehmigungsfrei betrieben werden können. Zum zweiten benötigt jedes Mikrofon eine eigene Funkstrecke zum jeweiligen Empfänger. Wenn Sie zwei Mikrofone in Betrieb haben, benötigen Sie also zwei Sender und zwei Empfänger, die natürlich auf unterschiedlichen Frequenzen arbeiten müssen. Der Sender des Mikrofons benötigt Strom zum Senden. Bei Handmikrofonen ist dieser Sender und die Batterien bzw. Akkus im Gehäuse integriert. Bei Lavaliers und Headsets befindet sich der Sender in einer kleinen Sender-Box, die mit einem Kabel mit dem eigentlichen Mikrofon verbunden wird und dann z.B. am Gürtel befestigt werden kann. Die Empfänger benötigen ebenfalls einen Stromanschluss. Machen Sie sich daher vor der Veranstaltung Gedanken über Mehrfachsteckdosen und die Stromversorgung, wenn Sie kein Team haben, das die Tontechnik für Sie übernimmt. An die Empfangseinheit wird dann üblicherweise wieder ein XLR-Kabel eingesteckt, das zum Eingang des Audio-Interface führt. Welche Frequenzen und welche Übertragungstechnik am besten genutzt wird, würde an dieser Stelle zu weit führen. Viele Online-Shops haben entsprechende Ratgeber-Seiten, die diese Informationen gut aufbereiten.

Fazit

  • Planen Sie vor der Veranstaltung, wie Sie die Tonaufzeichnung realisieren
  • Mikrofone mit USB oder Lightning sind gut, wenn Sie vor dem Rechner sitzen
  • Für die Aufzeichnung von Events sollten Sie sich etwas mit XLR und externen Mikrofonen beschäftigen
  • Drahtlos-Mikrofone benötigen pro Kanal unterschiedliche Frequenzen (beim Kauf beachten)
  • Audio-Interface oder Kombination Audio-Interface mit Mischpult hängt vom Einsatz ab
  • Testen Sie vorher die Tonqualität, Live-Events sind nicht wiederholbar
  • Brauchbare Interfaces kosten ab knapp über 100€ aufwärts, das Gleiche gilt für Kabel-Mikrofone
  • Nach oben gibt es wie immer kaum Grenzen, evtl. ist bei einem Einzel-Event mieten die bessere Alternative


  1. Eine kleine Einführung in das Thema finden Sie natürlich auch in der Wikipedia unter https://de.wikipedia.org/wiki/XLR ↩︎

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