Abmessungen richtig speichern

In vielen Online-Shops findet sich bei den Produktinformationen eine Angabe “Abmessungen”. Dies ist schön, dann damit läßt sich vor dem Kauf in Erfahrung bringen, wieviel Platz ich zuhause für den Einkauf freiräumen muss oder ob das Paket durch die Haustür geht. ;-) Aber ernsthaft: dies ist nicht unbedingt die optimale Darstellung für diesen Bereich der Produktdaten. Dieser Beitrag beleuchtet einige Erfahrungen, die ich in den letzten Jahren mit Produktdaten im Bereich Abmessungen gemacht habe.

Wozu benötigen Kunden die Abmessungen des Produkts? Diese Frage ist durchaus ernst gemeint, denn die Abmessungen gibt es nicht. So besteht ein Unterschied zwischen den Packmaßen (die für die Logistik und die Lagerung wichtig sind) und den Produktmaßen, die dem fertig aufgebauten Produkt entsprechen. Um das Ganze nicht zu theoretisch abzuhandeln (und weil hier gerade eine Flasche Torbato aus Sardinien steht), verwenden wir als Beispiel einen Weinkühler. Dieses Produkt ist in der Regel zylindrisch, daher interessieren und Durchmesser und Höhe.

Schon beim Durchmesser ergibt sich eine weitere Frage: ist damit der Aussendurchmesser gemeint oder der Innendurchmesser? In der Regel wird der Aussendurchmesser angegeben, allerdings haben wir im Kundenservice öfter die Frage nach dem Innendurchmesser (z.B. für Literflaschen oder Magnums). Der einfachste Ansatz ist, dies alles in ein Merkmal “Abmessungen” einzutragen. Sieht dann so aus:

Abmessungen: 21.3cm x 12.5cm, Innendurchmesser 10 cm

Damit wäre der Kundeninformation in einem Online-Shop genüge getan, allerdings sollte angegeben werden, welche Zahl den Durchmesser und welche die Höhe angibt:

Abmessungen: 21.3cm x 12.5cm (HxD), Durchm. innen 10cm

So weit, so gut. Unser beispielhafter Anbieter hat in seinem Shop nun aber ca. 120 verschiedene Weinkühler. Die möchte ich als Kunden ungern alle durchklicken. Ich will mit wenigen Klicks zum richtigen Produkt und meinen Einkauf erledigen. Dafür gibt es Filter (auch als Facetten oder Produktfilter bezeichnet). Diese erlauben die Auswahl von Farben, Gewebearten oder auch Größenangaben. Und damit sind wir beim eigentlichen Problem eines Merkmals “Abmessungen”. Bedingt durch die Eingabe als Text bietet dieses Merkmal keine Möglichkeit, nur nach Höhe oder Durchmesser (oder dem Innendurchmesser) zu suchen oder zu filtern. Zusätzlich sieht beim Klick auf den Filter nach Abmessungen die Auswahl dann oft so ähnlich aus aus - da ich zu faul war, eine Liste für Flaschenkühler zu suchen, habe ich eine für Tischwäsche kopiert ;-)

10 x cm (LxB)            110 x 140cm (LxB)        120 x 120cm (LxB)
10.5 x 10cm (LxB)        130 x 130cm (LxB)        130 x 160cm (LxB)
11 x 17cm (LxB)          130 x 190cm (LxB)        130 x 220cm (LxB)
130 x 250cm (LxB)        130 x 280cm (LxB)        130 x 40cm (LxB)
130cm (B)                130cm (Ø)                130x130cm (B)
130x170cm (B)            130x220cm (B)            135 x 135cm (LxB)
140 x 110cm (LxB)        140 x 140cm (LxB)        140 x 180cm (LxB)
140 x 200cm (LxB)        140 x 220cm (LxB)        140 x 240cm (LxB)
140 x 95cm (LxB)         140cm (Ø)                15 x 0,85m (LxB)
150 x 150cm (LxB)        160 x 130cm (LxB)        160 x 160cm (LxB)
160 x 220cm (LxB)        160 x 280cm (LxB)        160cm (L)
160cm (Ø)                160 (Ø)                  170 x 130cm (LxB)
170 x 170cm (LxB)        170 x 230cm (LxB)        170 x 40cm (LxB)
170 x 45cm (LxB)         170cm (Ø)                180 x 130cm (LxB)
180 x 180cm (LxB)        180cm (Ø)                190 x 130cm (LxB)

Die Auswirkungen werden aber trotzdem deutlich: viel zu viele Auswahlmöglichkeiten. Um bei unserem Flaschnkühler zu bleiben, interessiert mich auch nur der Durchmesser bzw. der Innendurchmesser (damit die Magnumflasche reinpasst). Die Höge ist eher sekundär. Die Datenanreicherung muss also anders erfolgen, über Einzelmerkmale für die einzelnen Dimensionen.

Durchmesser: 12.5 cm
Höhe: 21.3 cm
Durchmesser innen: 10 cm

Damit ergeben sich mehrere Vorteile:

  • Die Einzelwerte müssen nicht als Text erfasst werden, sondern sind einheitenbehaftete Zahlen.
  • Eingaben sind wesentlich leichter validierbar als “Textmatsch”.
  • Die Einzelmerkmale lassen sich als Filter verwenden und verringern so die Anzahl der Auswahlen erheblich.

Das Merkmal “Abmessungen” hat als Informationsmerkmal (z.B. auf einer Produktdetailseite) durchaus eine Berechtigung. Dieses sollte aber aus den Einzelmerkmalen automatisiert beim Speichern des Datensatzes berechnet werden. Damit ergibt sich auch eine konsistente Reiehenfolge der einzelnen Dimensionsangaben (beispielsweise immer Breite, Länge, Höhe, Tiefe, Durchmesser - je nachdem, welche Werte vorhanden sind).

Denken Sie bei der Definition von Merkmalen auch an die Anforderungen Ihrer Kunden bzw. den Einsatzzweck Ihrer Produkte. So wird zum Beispiel bei Gastronorm-Behältern (wenn Ihnen das nichts sagt, denken Sie an die Metallschalen in Ihrer Lieblingseisdiele mit dem Eis) eine Tiefe angegeben (da die Schalen in Halterungen oder Theken eingehängt werden und dann logisch gesehen tief sind). Daher wird in der Regel niemand für Gastronorm-Behälter das Merkmal Höhe vergeben, da diese ja nicht auf eine Tisch gestellt werden. Ebenso ist bei der Nutzung von Einzelmerkmalen für Abmessungen die Erfassung von runden und rechteckigen Produkten leichter, die Validierung der Eingaben ebenfalls: wenn ein Wert für Durchmesser vorhanden ist, darf keine Eingabe für Länge oder Breite erfolgt sein.

Durch die Ablage der Einzelmaerkmale (und die Verwendung von Einheiten) ist für ein Produktdaten-System oder einen Shop aus das Konzept eines “unit of measure” möglich, d.h. das System kennt die Reihenfolge der Einheiten und kann aus der Eingabe 125 mm berechnen, dass dies dem gespeicherten Werte 12.5 cm entspricht und einen Treffer melden. Über zusätzliche Logik (wie einem Hinweis bei der Eingabe von 125 cm) oder erweiterten Validierungsregeln schreibe ich einem anderen Beitrag.

Abhängig vom Sortiment der Produktdaten sind wie bereits erwähnt mehrere Werte notwendig (Durchmesser [aussen], Durchmesser innen, Durchmesser unten und oben für konische Produkte). Als eigenständige Merkmale machen nur die Angaben Sinn, die

  • als Unterscheidungsmerkmal einzelner SKUs innerhalb eines Produkts nötig sind (Variantenauswahl)
  • als Filterkriterium für einen Online-Shop benötigt werden
  • für einen Export (beispielsweise Produktdaten-Feeds zur Marktplatzanbindung) notwendig sind
  • für die eine Einheitenumrechnung oder Einheitenkonsolidirung erfolgen soll

Zum Ende noch ein Vorteil solcher einheitenbehafteten Einzelmerkmale, die später durch Programmlogik in andere Informations-Merkmale konsolidert werden: Sie erleichtern damit den Mitarbeitern die Arbeit deutlich, die diese Daten anreichern und damit erst dem Kunden das Einkaufserlebnis bieten, dass zum Kauf führt.

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